Mitteldeutsche Straße der Braunkohle |
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"Bergbau und Umsiedlungen im Mitteldeutschen Braunkohlenrevier" im Buchhandel erhältlich |
Der Themenkomplex Bildung erschließt auch dem nicht fachkundigen Besucher vielfältige Möglichkeiten, Produktionsgeschichte, Landschaftsveränderungen und Strukturwandel nachvollziehen zu können. Mit Schautafeln ausgestattete Tagebau-Aussichtspunkte erläutern an vielen Stellen Geologie, Abbautechnologie und Wiedernutzbarmachung der Förderstätten. Lehrpfade und Rundwanderwege erschließen größere Landschaftsausschnitte. Museen und Informationszentren schließlich bieten Detailinformationen auch für Insider.
Freizeit, Sport und Erholung in Bergbaulandschaften? Schon seit Jahrzehnten laden neu entstandene, teilweise idyllisch gelegene Seen zum Baden und zum Wassersport ein. Rad- und Wanderwege erschließen Landschaften, denen man ihre Abbauprägung oft nicht mehr ansieht. Dabei entwickelt sich die Angebotspalette ständig weiter. Riesenrutschen, Fahrten mit der Kohlebahn, Besuche der Konzertarena in Ferropolis, der Großdiskothek in der Brikettfabrik Neukirchen oder im Landschaftspark Nordufer Cospuden bilden schon heute oder in naher Zukunft empfehlenswerte Geheimtipps. Die nächsten Jahre bieten vielfältige neue Chancen wie Regattastrecken und wassertouristisch nutzbare Gewässerverbünde, vielleicht auch Domizile für Extremsportarten oder einen anspruchsvollen Freizeitpark in der Folgelandschaft?
Die für viele Besucher überraschendste Erkenntnis bei der Betrachtung von Bergbaurevieren besteht in der Wahrnehmung der Vielfältigkeit des Themenkomplexes Natur und Landschaft, der von geologischen Zeugnissen wie Fossilien, Findlingen oder "Eiskeilen" über die nur auf den ersten Blick an "Mondlandschaften" erinnernde Abbaubereiche bis zu wertvollsten Naturrefugien in der Bergbaufolgelandschaft reicht. Dort, wo Abbaulandschaften über Jahrzehnte ungestört blieben, bestehen heute beste Aussichten zur Beobachtung seltener Tier- und Pflanzenarten auch im Rahmen geführter Exkursionen. Zunehmend finden auf Natur und Landschaft orientierte Bausteine wie "Sukzessionsinseln" oder Böschungen mit "geologischen Fenstern auch in der Sanierungspraxis Anwendung.
Kaum ein Element der Kulturlandschaft ist durch den Braunkohlenbergbau ähnlich stark wie das Siedlung snetz geprägt worden. So bildeten Bergbau und Industrialisierung in Mitteldeutschland vor Jahrzehnten maßgebliche Impulse für den Zuzug von Menschen und für die Herausbildung von "Industriedörfern" mit den typischen Bergbausiedlungen im Revier. Tagebaue legten aufsehenerregende archäologische Funde frei, die über 200.000 Jahre zurückreichende Einblicke in die regionale Siedlungsgeschichte erlauben. Schließlich bilden Umsiedlungen seit etwa 1925 eine problematische, aber oft unvermeidliche Begleiterscheinung der Abbautätigkeit, wobei das Sachzeugenspektrum von Gedenksteinen für "verlorene Orte" über buchstäblich im letzten Augenblick verschonte und heute zu revitalisierende Dörfer (Sausedlitz, Dreiskau-Muckern) bis zu sozialverträglichen Neuansiedlungen (Großgrimma oder Schwerzau) reicht.
Die Mitteldeutsche Straße der Braunkohle wurde bewußt auf ein themenübergreifendes Konzept ausgerichtet, um einerseits Zusammenhänge zwischen Natur, Technik und Produktionsgeschichte zum Wirtschaftszweig im regionalen Kontext zu verdeutlichen, und um andererseits auch Spezialisten mit einem wesentlich tiefergehenden spezifischen Informationsbedarf anzusprechen.
Natürlich bestimmt der Themenkomplex Technik und Industriearchitektur das Revier, weil imposante Tagebaugroßgeräte wie Abraumförderbrücken, Bagger oder Absetzer genauso wie Kraftwerke oder Brikettfabriken als weithin sichtbare Landmarken wirken, zugleich aber in ihrem Bestand häufig zur Disposition stehen. In einer Zeit, in der die meisten technischen Sachzeugen der Braunkohlenindustrie außer Betrieb gehen und der aktive Bergbau nur noch an wenigen Stellen eine Perspektive findet, kommt der Bestandssicherung von repräsentativen technischen Denkmalen aller Entwicklungsstadien besondere Bedeutung zu. Dabei stehen geglückten, auch gestalterisch anspruchsvollen Umnutzungen (Kraftwerk Zschornewitz, Brikettfabriken Witznitz, Neukirchen oder Hermannschacht, Ferropolis) hinsichtlich der Aussichten auf einen Erhalt offene Sachzeugen (Kraftwerk Vockerode, Abraumförderbrücke Zwenkau, Brikettfabrik Roßbach, Förderschächte) und weitgehende Totalverluste (Veredlungsstandort Espenhain, Grubenbahntrassen) gegenüber.
Das Wasser ist in der Bergbaulandschaft allgegenwärtig. Für den Bergmann bildet es zunächst ein Abbauhindernis, dem er mit dem Abpumpen des Grundwassers oder mit der Verlegung ganzer Flüsse begegnet – häufig nicht zum Vorteil der betroffenen Landschaften. Nach dem Ende der Abbautätigkeit kehrt es mit Macht zurück – in Einzelfällen allein durch den natürlichen Grundwasser-Wiederanstieg, zumeist durch die Flutung der entstandenen Hohlformen, die man inzwischen an vielen Stellen im Revier beobachten kann. Die Vision einer "mitteldeutschen Seenplatte" ist an vielen Stellen bereits greifbar geworden.
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